Mit dieser Ansicht war Reus nicht allein, auch Can monierte, der Schiedsrichter habe »zu viel auf Zuruf gepfiffen«. Und auch Edin Terzic klagte: »Es gab den ein oder anderen Körperkontakt auf der anderen Seite, der nicht gepfiffen wurde«, sagte der Trainer. »Das war ein klares Foulspiel.«
Klagen und lamentieren, hadern mit sich wie auch mit dem Schiri, die Leistung auf dem Platz wie auch die Reaktionen danach zeigten einmal mehr, dass der BVB eben doch regelmäßig ein Problem mit der richtigen Einstellung hat. Unvergessen ist der Wutausbruch von Marco Reus im Herbst 2019, als er einen Reporter bei der Frage nach der fehlenden Mentalität anblaffte: »Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße.« Die Frage ist dabei durchaus immer wieder berechtigt. An die Spieler, aber auch an den Trainer.
Das wurde auch bei der Auswechslung von Erling Haaland deutlich, dem Doppel-Torschützen, der jederzeit in der Lage schien, bei einem Konter die wankende Bayern-Abwehr zu überwinden. Nach einer Stunde aber nahm ihn Terzic vom Platz, und das gar nicht wegen eines Tritts von Jérôme Boateng kurz davor. »Das war nicht das Problem«, so der Trainer später, »Erling spielt seit Wochen jedes Spiel. Da müssen wir aufpassen und ihn schützen.«
Beim Stand von 2:2. Beim ganz großen Duell in München nimmt man also den besten Spieler vom Platz. Weil man aufpassen muss und dafür einen Steffen Tigges einwechselt, einen Regionalliga-Spieler. Es mochte sich nicht alles erschließen, passte aber in dieses Bild eines gerade in diesen Spielen mit konstanter Regelmäßigkeit verunsicherten Klubs.
Auf der anderen Seite sprach Thomas Müller von »Spirit, Aggressivität und Kampfgeist« seiner Bayern. »Das ist eben unsere Identität.« Eine Identität, die Dortmund auch am Samstag wieder zu suchen schien. Bayern: Mia san mia. Dortmund: Und wer sind wir?
Auch wenn sich langfristig die Dosenrasenballer aus Leipzig als künftiger Dauer-Titelkonkurrent der Bayern etablieren sollten, sicher wird das Duell zwischen München und Dortmund weiterhin erst einmal der namhafteste Schlager der Liga bleiben. Es könnte aber auch in Zukunft einseitig zugunsten der Bayern verlaufen, wenn nur die eine Mannschaft Wille, Moral und Mentalität zeigt. Ist so. Fertig, aus.
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