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Xiaomi überholt Samsung – Erdbeben auf dem Smartphone-Markt

Es ist ein beeindruckender Aufstieg. Innerhalb nur eines Jahres hat Xiaomi seine Smartphone-Verkäufe verdoppelt– und erreicht im Juni damit erstmals den Spitzenplatz auf dem Smartphone-Markt. Dem Konzern gelang es, die Schwächen der Konkurrenten Samsung und Huawei geschickt auszunutzen. Bei Samsung tritt indes Panik ein.

Die Zahlen sprechen für sich: 17, 1 Prozent der weltweit verkaufen Smartphones kamen laut der Analysten von “Counterpoint Research” im Juni von Xiaomi, der Konzern konnte allein satte 26 Prozent mehr Geräte verkaufen als noch im Vormonat. Samsung brach von seinen üblichen 20 auf nur 15,7 Prozent Marktanteil ein, Apple liegt mit 14,3 Prozent deutlich über den Sommermonaten der letzten Jahre. Damit sichert sich Xiaomi zum ersten Mal in seiner zehnjährigen Geschichte die Verkaufsspitze.

Xiaomi auf Siegeszug

Für Samsung ist das ein Schock. Bisher schafften es nur zwei Konzerne, die Koreaner temporär von der Spitze zu verdrängen. Apple dominiert meist das Weihnachtsquartal mit seinen in der Regel im September präsentierten iPhones. Sonst war es bisher nur Huawei gelungen, sich in einzelnen schwachen Momenten an Samsung vorbeizuschieben.

Dass Xiaomi nun die Spitze erreichen konnte, dürfte in erster Linie zwei Gründe haben: Huawei ist durch die Sanktionen der US-Regierung, die noch unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump beschlossen und unter der aktuellen Regierung beibehalten wurden, zu einem Schatten seiner selbst geschrumpft. Gleichzeitig kämpfte auch Samsung mit einem Teilemangel. Allerdings ist der die Folge einer Maßnahme, die eigentlich Schäden durch Corona abmildern sollte: Im letzten Jahr verschob der Konzern einen Teil seiner Fertigung nach Vietnam, nun bringt der dortige Corona-Ausbruch die Produktion von Samsungs erfolgreichen Mittelklasse-Smartphones der A-Serie durcheinander.

Huaweis tiefer Fall

Xiaomi hat einen beeindruckenden Aufstieg hinter sich. Nachdem der Konzern lange vor allem mit sehr günstigen Geräten punktete, bietet er mit einem aktuellen Portfolio von ganzen 58 aktuellen Modellen ein Gerät für nahezu jeden Alltagsgebrauch, von ganz günstig bis Premium. Gleichzeitig nutzte er geschickt die Lücke, die Konkurrent Huawei gelassen hatte. Obwohl der weiter Geräte vorstellt, kann er sie kaum liefern. Durch die Sanktionen ist die Teileauswahl extrem eingeschränkt, das Produktionsvolumen niedrig. Das macht sich bei den Verkäufen bemerkbar: Während Xiaomi seine Verkäufe im ersten Quartal von 32 auf 48 Millionen verkaufte Geräte innerhalb eines Jahres um die Hälfte steigern konnte, brach Huawei im selben Zeitraum von 49 Millionen Verkäufen auf nur noch 15 Millionen ein. Der Marktanteil des ehemaligen Giganten liegt bei nur noch vier Prozent. Für das zweite Quartal, in dem Xiaomi ja noch stärker wuchs, listen die Analysten Huawei nur noch unter ferner liefen.

“Seit Huaweis Abstieg hat Xiaomi seinen konstanten und aggressiven Vorstoß in die dadurch gelassene Lücke vorangetrieben”, erklärt Counterpoint-Marktforscher Tarun Pathak den Aufstieg. “Der Hersteller ist in Huaweis ehemalige Märkte wie China, Europa, den Nahen Osten und Afrika expandiert. Im Juni kam die Verbesserung der Lage in China, Europa und Indien den Verkäufen zugute, während gleichzeitig Samsung mit Einschränkungen kämpfte.”

Samsung kämpft

Noch sehen die Analysten Samsung nicht in ernsten Schwierigkeiten, der Konzern dürfte mit einer Normalisierung seiner Produktion auch wieder zur alten Stärke kommen, sind sie überzeugt. Dafür sprechen auch die Zahlen, wenn man statt eines Monats das gesamte Quartal betrachtet. Sowohl Counterpoint als auch die Konkurrenten von Canalys sehen Samsung für das gesamte zweite Quartal noch an der Spitze (19 Prozent Marktanteil bei Canalys, 18 Prozent bei Counterpoint). Xiaomi kommt aber jeweils auf nur noch zwei Prozent an den Spitzenreiter heran, platziert sich klar vor Apple. Im Jahresvergleich ist das ein gigantischer Sprung: Noch letztes Jahr war Samsungs Marktanteil im zweiten Quartal mit 20 Prozent noch doppelt so hoch wie der von Xiaomi.

Samsung beschäftigt sich deshalb auch intern mit dem Problem, berichtet die koreanische Nachrichtenseite “The Elec”. Demzufolge hat der Konzern eine interne Untersuchung zu möglichen Management-Fehlern begonnen. Das sei laut der Seite immer dann der Fall, wenn eine Sparte des Giga-Konzerns unter den Erwartungen laufe.

Schwächelnde Spitze

Obwohl der Einbruch im Verkauf der Mittelklasse-Geräte der A-Serie für den Marktanteil Samsungs den größten Effekt hat, dürfte eine andere Serie dem Konzern viel mehr Sorgen machen: Die Premium-Modelle der Galaxy-S-Reihe verkaufen sich in den letzten Jahren deutlich schwächer als gewohnt. Nur 13,5 Millionen seiner Spitzenmodelle konnte Samsung nach einem jüngsten Bericht im ersten halben Jahr verkaufen. Das sind 20 Prozent weniger als beim Galaxy S20 vom letzten Jahr und sogar 47 Prozent weniger als beim Galaxy S10 von 2019.

Der Verlust dürfte auch deshalb schmerzen, weil die Geräte im Vergleich zur Mittelklasse deutlich höhere Gewinnmargen haben. Hinzu kommt: Die sonst im Sommer folgenden Premium-Modelle der Galaxy-Note-Serie wurden dieses Jahr eingestellt. Die stattdessen angebotenen Faltsmartphones, die von Samsung als neues Zukunfts-Geschäft gesehen werden, erreichen wegen der hohen Preise bisher aber noch kein Verkaufsvolumen, die den Ausfall ausgleichen könnten. Noch diese Woche werden neue Modelle erwartet, ihre Preisgestaltung dürfte eine entscheidende Rolle für den künftigen Erfolg der Sparte spielen. Xiaomi bietet mittlerweile ebenfalls solche Geräte an.

QUELLE

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