Der Eindruck, den er mit seinen Zitaten in der Öffentlichkeit erweckt, ist in jedem Fall verheerend. Ohne Kontext klingt es so, als nehme Ramelow die MPK nicht besonders ernst. Dabei trifft die Runde Entscheidungen, die das Leben aller Menschen in der Bundesrepublik entscheidend verändern.
Teilnehmer der Gesprächsrunde bei Clubhouse berichten jedoch, so hätten sie Ramelow nicht verstanden. Er habe seine Sorge über die Dramatik der Coronakrise immer wieder deutlich gemacht. Auch von seinen Kollegen aus anderen Bundesländern heißt es, man könne Ramelow die Ernsthaftigkeit im Kampf gegen die Pandemie nicht absprechen.
Das Problem ist allerdings: Ramelow hat die Situation falsch eingeschätzt. Als Politiker bewegt er sich immer im öffentlichen Raum, vor allem in einem sozialen Netzwerk mit Tausenden Teilnehmern. Zwar gibt Clubhouse seinen Nutzern das Gefühl, privat unterwegs zu sein. Doch Ramelow sollte eigentlich Profi genug sein, um zu wissen, welche Wirkung seine Worte entfalten können.
Eine weitere Frage ist, wie die Betreiber damit umgehen, wenn gegen ihre Geschäftsbedingungen verstoßen wird. Laut dem Medienjournalisten Daniel Bouhs steht in den AGB von Clubhouse vor allem, dass bei Tonaufnahmen der Gespräche alle Teilnehmer schriftlich zustimmen müssten, damit diese verwendet werden können.
Bei Zitaten aus den Runden sei die Regelung dagegen nicht so klar. Wahrscheinlich sei, dass vor deutschen Gerichten das öffentliche Interesse höher eingeschätzt werde als die Geschäftsbedingungen der App, so Bouhs.
»Dann ist Clubhouse für Politiker tabu«
Es könne aber passieren, dass Clubhouse einzelne Nutzer sperre. »Sich dagegen zu wehren, könnte schwierig sein«, sagt Bouhs. Immerhin sitzen die Betreiber der App in den USA. »Clubhouse ist auf einem Stand wie Facebook vor zehn Jahren.«
Auch Ramelow formulierte am Sonntag Erwartungen an die Betreiber. Sie müssten begreifen, »welchen Hype sie da in Deutschland ausgelöst haben und ihre Konsequenzen daraus ziehen«, sagte er dem RND. »Wenn ich da meinen Regierungssprecher mitbringen muss, dann ist Clubhouse für Politiker tabu.«
Auch dieser Satz sagt wohl mehr über Ramelow aus als über die App.
QUELLE