Wirtschaft

Gorillas-Fahrer streiken und legen Berliner Lagerhalle lahm

Berliner Mitarbeiter:innen des Start-Ups Gorillas haben am Mittwochabend für bessere Arbeitsbedingungen und gegen die Entlassung einer ihrer Kuriere protestiert. Etwa 50 Fahrer:innen  versammelten sich vor einem Warenlager des Online-Lieferdienstes in Berlin-Mitte und blockierten den Zugang.

Dem Streik waren am Nachmittag Proteste an einem weiteren Lager in Charlottenburg vorausgegangen. Gorillas wird seit Monaten vorgeworfen seine Kuriere unter schlechten Arbeitsbedingungen zu beschäftigen und sich gegen die Gründung eines Betriebsrates einzusetzen.

Gorillas: Lebensmittellieferungen in Rekordzeit

Das Berliner Start-Up “Gorillas” hat in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit auf Sich gezogen. Kund:innen können Lebensmittel, wie Milch, Brot und Obst, statt im Supermarkt über eine App bestellen und erhalten den Einkauf innerhalb von zehn Minuten an die Haustür geliefert.

Vor erst 15 Monaten von den Berliner Unternehmern Jörg Kattner und Kagan Sümer gegründet, ist Gorillas mittlerweile über eine Milliarde US-Dollar wert und neben Berlin auch noch in Hamburg, Köln, New York und Amsterdam aktiv. Der rasante Aufstieg und Erfolg, ging aber bereits seit Monaten mit interner Kritik an schlechten Arbeitsbedingungen einher. Mitarbeiter:innen gaben an, dass viele von ihnen bereits in der Probezeit gekündigt worden waren. Kritik wäre kaum möglich und die schnelle Expansion des Unternehmens stehe stets über dem Wohl der Fahrer:innen. Die Entlassung eines Mitarbeiters brachte das Fass am Mittwoch dann zum Überlaufen.

Nach Angaben des Handelsblatt, behaupten die Streikenden der Fahrer wäre erstmalig verspätet zu einer Schicht erschienen und sofort entlassen worden. Andere Mitarbeiter berichten, er wäre bereits dreimal unangemeldet nicht zur Arbeit erschienen. Die Zeitung beruft sich auf Aussagen aus einer Telegram-Gruppe von Gorillas Mitarbeiter:innen. Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag gegenüber dem “Tagesspiegel“, die verhaltensbedingte Kündigung eines Mitarbeiters. Nähere Angaben zu dem Thema wollte Gorillas bisher nicht machen.

Verschiedene Gewerkschaften hatten daraufhin zum Streik aufgerufen. Einige der Fahrer:innen haben sich zum sogenannten “Gorillas Workers Collective” zusammengeschlossen. Unterstützt wird die Gruppierung von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gasstätten und der anarchistischen Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union. Überdurchschnittlich viele der Fahrer:innen haben eine Migrationsgeschichte und sprechen hauptsächlich Englisch.

Polizei löst Blockade nicht auf

Die Streikenden blockierten den Eingang zum Lagerhaus an der Torstraße mit ihren Elektrofahrrädern und verhinderten somit, dass Lieferungen sowie Mitarbeiter:innen, welche sich nicht am Streik beteiligten, das Haus verlassen konnten. Immer wieder ertönten Sprechchöre, wie “Wir wollen Santiago zurück”.

Kurz nach Beginn der Proteste versuchte Gorillas stellvertretender Geschäftsführer Harm-Julian Schumacher den Streit zu schlichten, doch alle Versuche liefen ins Leere. Nachdem die Fahrräder der Fahrer:innen einkassiert wurden, setzten sich die Streikenden vor die Tür und versperrten sie somit bis tief in die Nacht. Die Polizei war zwar mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort, löste die Blockade allerdings nicht auf. Kurz vor 22 Uhr gab Schuhmacher auf und schloss die Lagerhalle.

Proteste halten auch Donnerstag weiter an

Am Donnerstag kam es erneut zu Protesten unter den Gorillas-Fahrer:innen, diesmal vor einem Lagerhaus in der Muskauer Straße in Kreuzberg. In den sozialen Netzwerken wurde das Thema heiß diskutiert. So zeigten sich auf Twitter viele User:innen unter dem Hashtag #wewantsantiback solidarisch mit dem entlassenen Mitarbeiter. Auch reichweitenstarke Prominente, wie Fernsehsatiriker Jan Böhmermann und der linke Kultursenator Klaus Lederer, machten auf die Proteste aufmerksam und bekundeten ihre Unterstützung für die Kurier:innen.

QUELLE

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