Kultur

St. George’s Chapel – ein würdiges Grab für Prinz Philip

72 Meter lang ist die St. George’s Chapel von Schloss Windsor. Der Name “chapel” – auf Deutsch “Kapelle” – ist da etwas irreführend, wirkt das Ganze doch eher wie eine Kathedrale. Prinz Philip wird hier seine letzte Ruhestätte finden. Schloss Windsor ist der offizielle Wohnsitz von Queen Elizabeth II. und war es auch von Prinz Philip.

Die St. George’s Chapel ist traditionell die Hochzeits-, Tauf- und Trauerkirche der Windsors. Harry und Meghan haben dort geheiratet und auch ihr Sohn, Archie Harrison Mountbatten-Windsor, der Urenkel von Prinz Philip, wurde in der Kapelle getauft. Zahlreiche Mitglieder der königlichen Familie liegen dort begraben, wie etwa Heinrich VIII., neben dessen Grab im Altarraum der Sarg von Prinz Philip aufgebahrt wird.

Königliche Geschichte eine Kirche

Die erste Kapelle ließ König Heinrich III. im frühen 13. Jahrhundert bauen. 1475 entschied sich dann König Eduard IV., eine neue, größere Kapelle zu errichten. Die Bauarbeiten zogen sich allerdings über fünf Jahrzehnte hin, so dass die Kirche bis 1528 lange ohne Dach blieb.

In hellem Sandstein gebaut, mit großen Fenstern und verzierten Strebebögen, gilt die Kapelle als eine der bedeutendsten spätgotischen Kirchen weltweit. Der sogenannte “Perpendicular Style” mit seiner strengen horizontalen und vertikalen Linienführung war typisch für englische Kathedralen in jener Zeit. Im 19. Jahrhundert gab es immer wieder umfassende Renovierungsarbeiten, dabei wurde die königliche Gruft errichtet, in der auch Prinz Philip beigesetzt werden soll.

Die Ritter der Königin

Im Inneren der Kirche fällt besonders das prächtig geschnitzte Chorgestühl aus Eiche für die Ritter des sogenannten Hosenbandordens auf. Über ihren Sitzplätzen hängen die Banner der aktuellen Mitglieder, sowie die Wappenschilde von über 700 früheren Mitgliedern des Ordens. “Es ist eine unglaublich schöne Kirche, aber sie hat durch die mittelalterliche Anmutung auch etwas Beklemmendes”, findet Adelsexpertin Julia Melchior, die sich in der Historie der englischen Königsfamilie auskennt. “Diese schweren Steine und diese Holzvertäfelung, das atmet regelrecht die Geschichte der britischen Monarchie”, sagt sie im Gespräch mit der DW.

Die St. George’s Chapel diente den Rittern des Hosenbandordens für ihre Zeremonien. Dabei geht der Name der Kapelle auf den militärischen und nationalen Schutzheiligen Georg zurück. Seit 1833 werden die Ritter auch “Military Knights of Windsor” genannt. Auch Prinz Philip war Mitglied des Ordens. “Es ist der angesehenste Orden des Königreiches und einer der angesehensten Orden Europas”, so Julia Melchior. Die Queen ist die Großmeisterin und bindet Ritter an sich, die meist Mitglieder anderer Königshäuser sind. “Es ist schon ein Privileg, von der Queen berufen und in diesen Orden aufgenommen zu werden.” Der Orden tagt einmal im Jahr im Altarraum von St. George’s. Genau dort wird der Sarg von Prinz Philip bei der Trauerfeier aufgebahrt. Seine Ordensbandkette wird ebenso auf dem Altar liegen wie alle seine militärischen Orden und Auszeichnungen.

Hochzeit in St. George’s

Trotz ihrer 800 Plätze ist die Kapelle eher für den kleinen, intimeren Rahmen gedacht. “Es ist privater dort, denn die Schaulustigen können nicht ganz auf Tuchfühlung”, meint Julia Melchior. “Man kann nicht bis vor die Kirche gehen, denn drum herum sind ja die Schlossmauern.” Anders ist das in Westminster Abbey – mitten in London. Dort käme man aus der Kirche und es stünden gleich Tausende von Menschen vor der Tür. Die Hochzeiten sowie die Trauerfeiern der Monarchen und ihrer direkten Thronfolger finden fast immer in Westminster Abbey statt.

So haben sich auch Prinz William und Herzogin Kate dort am 29. April 2011 vor 1900 Gästen ihr Ja-Wort gegeben. Harry und Meghan hingegen haben ihre Hochzeit in der St. George’s Chapel mit 600 Gästen zelebriert. Während die Hochzeit von Harrys Eltern, Prinz Charles und Diana, ein regelrechtes Staatsereignis war, heiratete Charles nach Dianas Tod Camilla Parker-Bowles, ohne viel Aufsehen zu erregen, ebenfalls in der Windsor-Kapelle.

St. George’s: letzte Ruhestätte der Royals

Fast alle Trauerfeiern für Angehörige der Königsfamilie wurden in der St. George’s Chapel abgehalten. Auch wenn um Elizabeth Bowes-Lyon, im Volksmund “Queen Mum” genannt, öffentlich in London getrauert wurde, gab es im Familienkreis in der Windsor-Kapelle eine weitere Trauerfeier. Prinzessin Diana kam als geschiedener Frau von Prinz Charles diese Ehre allerdings nicht zuteil. Die Trauerfeier für die Königin der Herzen fand in Westminster Abbey statt.

Viele Mitglieder der Königsfamilie sind auf dem Privatfriedhof in Frogmore begraben. Es ist ein Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor, benannt nach den quakenden Fröschen, die in der sumpfigen Gegend leben. Hochrangige Familienmitglieder wie George VI., Queen Mum und Margaret, die Schwester der Queen, wurden dagegen in der St. George’s Chapel beerdigt.

Bei der Trauerzeremonie für Prinz Philip werden die Ritter des Hosenbandordens nicht wie üblich ihre Sitze im Chorgestühl einnehmen. Wegen der Corona-Pandemie sind nur 30 Familienangehörige zur Trauerfeier geladen. Der Prinz, der sich immer für Bürgernähe einsetzte, müsse auch auf den Trauerzug in London verzichten, sagt Adelsexpertin Julia Melchior: “Das wäre gewaltig geworden mit der Beteiligung des Militärs.” Militärische Uniformen will die Queen bei der Trauerfeier übrigens nicht sehen. Die Familienmitglieder sollen nach Anordnung der Queen in schlichtem Schwarz kommen.

QUELLE

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