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Geheimhaltung fürs iPhone 13: Apple legt die Zulieferer an die Kette

Jedes Jahr im Herbst ist es soweit: Im Hauptquartier Apple Park in Cupertino präsentieren Tim Cook und sein Team die neuen iPhones. Doch viele Überraschungen sind dann längst bekannt: Schon Monate vor dem Erscheinen tauchen im Netz Gerüchte über Features und die technischen Details auf, spätestens in den Wochen vor der Keynote sind dann in der Regel auch schon Bauteile oder gar das ganze Gerät auf Fotos zu sehen. Das will Apple dieses Jahr wohl nun schwieriger machen.

Das zeigen Dokumente, die “The Information” zugespielt wurden. Ein Leak über die neuen Maßnahmen gegen Leaks, sozusagen. Die Dokumente sollen belegen, dass Apple vor allem bei den Zulieferern in China die Daumenschrauben anziehen will, um ein Durchsickern der Details und vor allem Fotos zu verhindern. Das dürfte kein Zufall sein: Apple gilt trotz der vielen Leaks als sehr erfolgreich dabei, seine Geheimnisse zu bewahren – zumindest in der Heimat Kalifornien. Geht es um Pläne, die das Hauptquartier nicht verlassen, werden diese deutlich seltener im Vorhinein bekannt. Während bei den Konkurrenten etwa regelmäßig ganze Feature-Listen oder vollständige Promo-Materialien durchgestochen werden, ist so etwas bei Apple quasi undenkbar.

Schwachstelle Produktion

In den Fabriken in China scheint dieser Grad der Geheimhaltung aber deutlich schlechter zu funktionieren. Tatsächlich berufen sich die meisten iPhone-Gerüchte auf Quellen in der Zuliefererkette. Die verplappern sich aber nicht selbstlos: Analysten bieten viel Geld für die Informationen, machen die Leaks so trotz der ohnehin schon schwierigen Umstände attraktiv. Nun sollen die neuen Regeln sie denoch schwerer machen.

Den Dokumenten zufolge verpflichtet Apple seine Zulieferer nun nicht nur, sämtliche Angestellte auf Vorstrafen zu prüfen. Wird eine gefunden, darf diesen Angestellten demnach kein Zugang mehr zu den sensiblen Bereichen der Fabriken gewährt werden, in denen noch nicht angekündigte Geräte gefertigt werden. Besucher müssen sich nun mit offiziellen staatlichen Ausweisdokumenten anmelden.

Überwachung auf Schritt und Tritt

Auch der Arbeitsalltag in den Fabriken selbst wird nun hart reguliert. Mit speziellen Computersystemen soll erfasst werden, wie lange sensible Teile sich während des Produktionsprozesses an einer bestimmten Stelle der Fabrik befinden sollen. Dauert es mal länger, schlägt das System automatisch Alarm. Der Hintergrund: Viele der Fotos von Bauteilen wurden in den Fabriken selbst geschossen, indem man sie in verstecktere Bereiche brachte. Verhindert man, dass jemand die geheimen Teile heimlich an einen sicheren Ort bringen kann, macht das versteckte Aufnahmen schwieriger.

Das Herausschmuggeln aus den Fabriken soll ebenfalls erschwert werden. Apple fordert die Fertiger auf, von Sicherheitsleuten detaillierte Bewegungsprofile der Arbeiter anzufertigen zu lassen, die sensible Teilen in der Fabrik hin- und herbewegen. Zudem müssen nun Fahrzeuge beim Verlassen der Komplexe von allen vier Seiten von Sicherheitskameras erfasst werden. Selbst die Vernichtung von Protoytpen muss nun in Videoform festgehalten, die Aufnahmen 180 Tage aufbewahrt werden.

Kritik gibt es an einer eigentlich nachvollziehbaren Eingrenzung: Apple verbietet es den Zulieferern mit sofortiger Wirkung, biometrische Daten wie Gesichtserkennungsdaten oder Fingerabdrücke zu speichern. Aber: Die Maßnahme zum Schutz persönlicher Daten gilt nur für Apples Angestellte. Die Mitarbeiter der Zulieferfirmen werden nicht vor solchen Übergriffen geschützt. Das passe eigentlich nicht zu Apples Kampagnen, die in den letzten Jahren vermehrt auf den Schutz der Privatsphäre als Verkaufsargument setzen, argumentieren nun Kritiker.

Könige der Geheimhaltung

Dass Apple seine Produkte mit großem Aufwand geheim hält, ist seit Jahren bekannt. Die sensiblen Räume im Hauptquartier in Cupertino sind streng abgeriegelt, eine Art Firmen-eigener “Geheimdienst” geht möglichen Verstößen nach. Selbst Mitarbeiter wissen oft nicht genau, an welchem Produkt sie letztlich arbeiten. Mit anderen darüber reden, ist ohnehin tabu – ob mit den Ehepartnern oder den Kollegen aus anderen Teams. Die Geheimniskrämerei ist tief in die Unternehmenskultur verwurzelt. “Man geht einfach davon aus, dass die Kollegen nicht wissen, was man gerade tut”, berichteten Mitarbeiter gegenüber “Insider”. “Niemand würde je fragen: An was arbeitest du gerade?”

QUELLE

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