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Wo bleibt der Applaus?

Als Ugur Sahin am Mittwochabend vor einer Woche als letzter Redner seinen Vortrag hielt, hörten fast 2000 Menschen zu. Das Berliner Max Delbrück Center hatte Vertreter aus Wissenschaft und Medien zum virtuellen Symposion eingeladen. Es ging um Covid-19, klar, aber insbesondere um „Immunology & Inflammation“, und für die Arbeit seiner Firma Biontech hätte Sahin hier lauten Applaus geerntet, wäre er vor dem internationalen Publikum gestanden. Stattdessen konnte der besonnene, sich stets auf die Daten berufende Wissenschaftler in aller Ruhe erklären, wie gut der mRNA-Impfstoff wirke, von dem sie 2021 in einem Netzwerk mit Partnern zwei Milliarden Impfdosen produzieren möchten – 200.000 Mal mehr, als es ihnen 16 Monate zuvor möglich war.

Die Impfstoffe werden weltweit benötigt. Deshalb ist die Produktion enormer Mengen – nach Entwicklung in „Lichtgeschwindigkeit“ – die nächste Herausforderung für alle Hersteller. Gleichzeitig müssen sie sich um neue Varianten kümmern, die eben entstehen, wenn sich ein Virus stark verbreitet. In diesem Fall scheinen die Viren nur von wenigen, immer gleichen Mutationen zu profitieren, das macht Sars-CoV-2 angreifbar; Forscher erkunden nun wo und wie. Interessant ist auch, dass unser Immunsystem auf Impfungen ähnlich reagiert wie auf eine Infektion, jedoch nicht gleich, und diese Unterschiede werden analysiert.

Der ideale Mix als Option

Während die Europäische Zulassungsbehörde EMA auf Antrag einer deutschen Firma „Sputnik V“ ins Visier nimmt – das Präparat aus Russland ist nun im „rolling review“ wie die Impfstoffe von Novavax und CureVac – und am 11. März über den von Janssen-Cilag beraten will, plant Sahin in Mainz die nächsten Schritte: mit „blueprints“, zu denen die EMA keine Riesenstudie fordert. Das stimmt zuversichtlich, auch die erweiterte Empfehlung der Vakzine von Astra-Zeneca, zumal Mediziner sich damit beschäftigen, wie sie die Präparate geschickt kombinieren können: für einen umfassenden, anhaltenden Schutz und weniger Nebeneffekte nach zweiter Spritze.

In manchen Fällen genügt eine, das spart Dosen, manchmal ist vielleicht ein russisch-schwedisches Duett zu empfehlen; nach Oxforder Start ein Booster aus Mainz oder Tübingen? Der ideale Mix als Option – welch ein Luxus, für den wir viel mehr tun sollten, als nur herumzumäkeln.

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