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Corona, Hype und ein Börsengang: Darum ist der digitale Spielplatz Roblox 40 Milliarden Dollar wert

Es ist eine Erfolgsgeschichte. Mit dem digitalen Spielplatz Roblox traf die gleichnamige Firma während der Coronakrise den Nerv der Zeit und lockte viele Millionen, vor allem sehr junge Nutzer an – und brachte sie dazu, die Geldbörsen der Eltern mitzubringen. Nun ist die Firma an die Börse gegangen. Mit einem beeindruckenden Ergebnis.

Die eigentlich zu einem Preis von 45 Dollar ausgegebene Aktie schoss im Nu nach oben, legte innerhalb kürzester Zeit um 54 Prozent zu. Aktuell wird sie um etwa 70 Dollar gehandelt. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 38 Milliarden Dollar, also etwa 32 Milliarden Euro.

Corona-Hype

Dass das passiert, überrascht zunächst nicht. Roblox ist voll im Hype, spricht mit dem Lego-Look und dem Spielprinzip sowohl Eltern als auch Kinder an. Die App ist eigentlich nur eine Art digitaler Vergnügungspark, indem sich die Kinder mit ihren Avataren verabreden können. Was dann gespielt wird, kann sich jeden Tag ändern: Die Plattform macht es den Spielern und auch externen Spieleentwicklern sehr einfach, nach dem Baukastenprinzip immer neue Spieleideen umzusetzen und über die App kostenlos oder gegen Geld anzubieten. Das ist für alle Beteiligten attraktiv: Die Entwickler können sich kleine Spiele unkompliziert bezahlen lassen, die Spieler finden immer Neues zu tun und Roblox verdient kräftig mit.

Die Zahlen sprachen daher schon seit einigen Monaten für einen Börsengang: Mehr als 33 Millionen aktive Spieler hat Roblox jeden Tag über PC, Spielekonsolen und Smartphones hinweg, das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Sie spielten fast 31 Milliarden Stunden auf der Plattform. Und auch die Einnahmen sprudelten: Im Jahr 2020 nahm das Unternehmen 775 Millionen Euro ein. Geld verdiente man allerdings nicht: Die Verluste lagen im letzten Jahr trotz der hohen Einnahmen bei knapp 210 Millionen Euro.

Das allemal beeindruckende Wachstum ist ein klares Ergebnis der Corona-Krise. Die seit 2006 aktive Plattform wuchs zwar in den Jahren vor 2020 spürbar, die schiere Explosion an neuen Spielern und der Anzahl der auf der Plattform verbrachten Stunden hängt aber klar mit den Folgen der Pandemie und der allgemein gestiegenen Bildschirm-Nutzung zusammen. Das ist auch einleuchtend: Bei Roblox können sich Kinder digital in einem relativ gesicherten Rahmen verabreden, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Trotzdem dürfte das Wachstum kaum ungebremst weitergehen.

Vorsichtiger Blick in die Zukunft

Auch Roblox selbst bleibt vorsichtig. Obwohl sich die Einnahmen sich die Einnahmen im ersten Quartal diesen Jahres gegenüber dem Vorjahr verdoppelt haben, ist das sicher auch dem Umstand zu verdanken, dass die Krise erst ab März auch weltweit spürbare Folgen hatte. Wie groß der Boom durch den Lockdown war, zeigt die Prognose für die kommenden Monate: Roblox erwartet Einbußen bis zu 11 Prozent gegenüber dem ersten Lockdown-Quartal 2020.

Angesichts dieser Prognosen ist die aktuelle Börsen-Bewertung von knapp 32 Milliarden Euro durchaus überraschend. Roblox ist damit nicht nur etwa halb so viel Wert wie BMW, sondern wird auch deutlich höher bewertet als die meisten etablierten Spiele-Konzerne. Ubisoft etwa, das Studio hinter Erfolgsserien wie “Assassins Creed” konnte in den neun Monaten fast doppelt so viel Einnahmen verzeichnen wie Roblox, machte dabei zudem Gewinn. Trotzdem soll es nach Börsenwert nur ein gutes Viertel des Börsen-Neulings wert sein.

Die größte Unbekannte für die Investoren ist aber wohl die Frage, wie gut sich Roblox halten wird, wenn die Pandemie irgendwann abzuklingen beginnt. Durch das flexible Spielprinzip ist zwar stetig für Abwechslung gesorgt, die Ausrichtung an junge Spieler unter 13 könnte aber dafür sorgen, dass die Spieler schnell aus der Plattform herauswachsen. Erste Experten empfehlen daher bereits, lieber weiter auf etablierte Spielefirmen zu wetten.

QUELLE

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