Bei den Linken in Sachsen-Anhalt gibt es scharfe Kritik an einem Wahlkampfauftritt von Sahra Wagenknecht. Die Landtagsfraktion hat die parteiintern umstrittene Ex-Bundestagsfraktionsvorsitzende zum »Digitalen Neujahrsempfang« in der kommenden Woche eingeladen.
Dort spricht sie unter anderem mit der Linkenspitzenkandidatin für die Landtagswahl, Eva von Angern, zum Thema »Solidarisch aus der Krise«. In mehreren internen Gesprächen der Partei gab es nach SPIEGEL-Informationen Kritik an der Planung der Fraktion.
»Ich hätte es besser gefunden, wenn man sie nicht eingeladen hätte. Sie polarisiert und bringt immer wieder Streit in die Partei«, sagt Rebekka Grotjohann, Mitglied im Landesvorstand, dem SPIEGEL. »Mit ihren flüchtlingsfeindlichen Aussagen und ihrem Blinken nach rechts hat sich Wagenknecht bei vielen von uns und auch bei mir sehr unbeliebt gemacht«, so Grotjohann.
Es hätte viele andere gegeben, die man hätte einladen können, etwa die scheidende Parteivorsitzende Katja Kipping oder die designierten Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler. »Warum muss es ausgerechnet Sahra Wagenknecht sein?« Das sei kein gutes Zeichen, auch innerhalb der Partei.
Auch Linken-Landtagsabgeordnete Henriette Quade findet die Einladung Wagenknechts falsch. »Sahra Wagenknecht nutzt seit geraumer Zeit ihre Prominenz ausschließlich für ihre eigene Agenda. Das kann sie ja tun, hat aber nichts mit der Agenda einer Linken zu tun«, so Quade. Der digitale Besuch Wagenknechts sei das »falsche Signal in die Partei, vor allem aber nach außen«. Überdies stehe der Landesverband Sachsen-Anhalt gerade nicht für den Kurs von Wagenknecht.
»Sahra Wagenknecht ist die umstrittenste Person in unserer Partei und verprellt viele der Mitglieder«, sagt Ruth Fiedler, Vizechefin des Kreisverbands Harz. Wagenknecht ignoriere Parteibeschlüsse und trage ihre Kritikpunkte an der eigenen Partei fast ausschließlich in den Medien vor. »Sie wirft uns immer wieder vor, die eigenen Leute nicht zu verstehen. Das spaltet uns. Sahra Wagenknecht schadet unserer Partei sehr«, so Fiedler. Sie ist dagegen, die Veranstaltung zu besuchen.
Erst kürzlich hatten sich in Wagenknechts eigenem Landesverband Nordrhein-Westfalen mehrere Kreisverbände gegen ihre Pläne gerichtet, dort als Spitzenkandidatin zu kandidieren. So entzog etwa der Kreisverband Köln Wagenknecht die Unterstützung.
Ende kommender Woche findet der digitale Parteitag der Bundeslinken statt, auf dem Hennig-Wellsow und Wissler zum neuen Vorsitzendenduo gewählt werden sollen. Der seit Jahren andauernde Streit zwischen Wagenknecht und der bisherigen Parteivorsitzenden Kipping sollte damit eigentlich beigelegt werden.