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Auf den Spuren von Astro-Alex

Die europäische Raumfahrtagentur Esa sucht erstmals seit elf Jahren wieder neue Astronautinnen und Astronauten für ihre bemannten Missionen zur Internationalen Raumstation ISS, aber auch für die geplanten Flüge zum Mond. Wie auf einer Online-Konferenz verkündet wurde, könnten sich interessierte Männer und Frauen vom 31. März bis zum 28.Mai bewerben. Danach folge ein sechsstufiger Auswahlprozess, der im Oktober 2022 beendet sein wird. Von den vielen Bewerbern werden am Ende aber nur 26 Kandidaten die Chance haben, dem europäischen Astronautencorps beizutreten.

Sechs Astronauten würden zu aktiven Raumfahrern ausgebildet und könnten so schnell für bemannte Missionen eingesetzt werden. Zwanzig Anwärter würden der Reserve zugeteilt. Sie könnten dann für spezifische Missionen ausgewählt werden. Das sei ein Novum bei der Esa, sagte David Parker, Director of Human and Robotic Exploration bei der Esa.

Mit der Anwerbung wolle die Esa, so sagte Generaldirektor Jan Wörner, Nachwuchs ausbilden und für Kontinuität in den astronautischen Kenntnissen und Fähigkeiten sorgen. Mit dem Bau des „Lunar Gateway“ – dem Nachfolger der Internationalen Raumstation – in der Mondumlaufbahn kämen neue Aufgaben und Anforderungen auf Europas Raumfahrer zu. Möglicherweise würden noch innerhalb dieser Dekade auch Esa-Astronauten auf dem Erdtrabanten landen, so Wörners Hoffnung.

Körperliche Fitness, physische und psychische Belastbarkeit seien nach wie vor die Hauptvoraussetzungen für Astronauten. Aber auch die Fähigkeit, sechs Monate auf engsten Raum mit Kollegen zu verbringen, im Team zu arbeiten und extremen Stresssituationen trotzen zu können, seien wichtige Eigenschaften. Besonders die Arbeit auf dem geplanten Lunar Gateway fernab der Erde stelle höhere körperliche und psychische Anforderungen als ein Leben auf der ISS in der Erdumlaufbahn, sagte Jennifer Ngo-Anh, Research and Payloads Programme Coordinator. „Viele Astronauten leiden nach einem längeren Weltraumaufenthalt unter einer akuten Sehschwäche und unter starkem Verlust an Körpergewicht“. Das müsse man wissen, wenn man sich bewerbe.

Die Esa ermutige ausdrücklich Frauen, sich zu bewerben. Die Diversität bei der Esa solle aber nicht nur auf die Herkunft, das Alter, den Hintergrund oder das Geschlecht abzielen, sondern eventuell auch auf Menschen mit körperlichen Behinderungen, erklärte David Parker. Dazu werde ebenfalls ein spezielles Projekt gestartet. Unter den Bewerbern würde ein Kandidat ausgewählt und der Esa-Reserve zugeteilt.

In wenigen Tagen könne sich jeder Interessierte die Bewerbungsunterlagen im Internet auf der Esa-Seite herunterladen. Diese müssten dann zusammen mit einem lückenlosen Lebenslauf, einem persönlichen Motivationsschreiben, einem gültigen Reisepass und einem ärztlichen Attest, einschließlich einer Flugtauglichkeit, eingereicht werden. Voraussetzungen seien auch ein Masterabschluss (in Medizin, Informatik, Mathematik oder in den Natur- oder Ingenieurswissenschaften) und eine anschließende mindestens zweijährige Berufserfahrung.

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ermutigte Interessenten, sich nicht von den Auswahlkriterien einschüchtern zu lassen. Er selbst habe auch gedacht, er habe „eh keine Chance, die suchen nur Supermänner und Superfrauen“. Andererseits habe er sich überlegt, „das bin ich meinem 80-jährigen Selbst später schuldig“, wenigstens ein Mal eine Bewerbung für den Astronauten-Job abgeschickt zu haben. Es habe ihn „selbst am meisten erstaunt, als ich dann genommen wurde“, versicherte Gerst. Für ihn habe damit „ein tolles Abenteuer“ begonnen.

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