Einst gab es wohl große Mengen flüssigen Wassers auf dem Mars. Darauf deuten zahlreiche Funde hin, die vor allem den Roboterautos der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa über die Jahre geglückt sind. Sie liefern Blicke zurück in eine Zeit, als das Wasser auf dem Mars durch große Flussbetten schoss und in Seen schwappte.
Heute dürfte dieses Wasser zu größten Teilen in unterirdischen Eiskappen eingeschlossen sein, die vor allem an den Polen nachgewiesen wurden. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun aber, wie der Mars bis heute Wasser verliert – in der Form von Wasserstoff und Sauerstoff, die aus der Atmosphäre austreten.
Bei der Analyse des Lichts, das durch die dünne Marsatmosphäre dringt, hat ein internationales Wissenschaftlerteam nun nämlich Spuren von Wasserstoff gefunden, wie es im Fachblatt »Science Advances« berichtet. Der Nachweis gelang dank eines Messinstruments auf der Sonde »ExoMars Trace Gas Orbiter«, die von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) und der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos zum roten Planeten geschickt worden war.
»Dieses fantastische Instrument gibt uns eine nie dagewesene Sicht auf Wasserisotope in der Marsatmosphäre«, schrieb der Astronom Manish Patel, einer der Autoren der aktuellen Forschungsarbeit. Die Messung der Wasserisotope ist dem Studienautor zufolge ein wesentlicher Faktor bei der Erforschung der Frage, »wie der Mars im Laufe der Zeit sein Wasser verloren hat, und entsprechend, wie die Bewohnbarkeit des Mars sich im Laufe der Geschichte verändert hat«.
Das Vorhandensein von Wasser ist eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung von Leben. Sue Horne von der britischen Raumfahrtbehörde erklärte, der Nachweis von Wasser in der Marsatmosphäre sei ein »Schlüsselelement bei unserem aktuellen Versuch, die Mysterien des Roten Planeten zu durchdringen«. Es könne bei der Beantwortung der Frage helfen, ob es einmal Leben auf dem Mars gab.
Amerikaner wollen am 18. Februar landen
In einer zweiten Forschungsarbeit berichtet ein Team um Oleg Korablew vom Russischen Weltraumforschungsinstitut in Moskau in »Science Advances« von der Entdeckung eines bisher am Mars noch nicht bekannten Gases. Es handelt sich um Chlorwasserstoff, der aus einem Wasserstoff- und einem Chloratom besteht. »Es ist großartig, zu sehen, wie unsere sensiblen Instrumente ein Gas entdecken, das zuvor noch nicht in der Marsatmosphäre beobachtet wurde«, so Korablew.
Die Forscher gehen davon aus, dass es Interaktionsprozesse zwischen Oberfläche und Atmosphäre gibt, die sie bisher noch kaum erforscht haben: Dabei werden durch den Wind Salze aus längst verdunsteten Ozeanen mit dem Staub von der Marsoberfläche aufgewirbelt. In der Atmosphäre kommt es dann zu chemischen Reaktionen mit Wasserdampf, der von den Eiskappen freigesetzt wurde. So entsteht der Chlorwasserstoff, der später womöglich in anderer chemischer Form wieder auf die Marsoberfläche zurückkehrt.
Der Mars ist aktuell wieder verstärkt im Blick der Weltraumforscher. Am Dienstag erreichte die Raumsonde »Hope« der Vereinigten Arabischen Emirate eine Umlaufbahn des Roten Planeten, am Mittwoch gelang dies auch der chinesischen Sonde »Tianwen-1«. Die Chinesen wollen auch ein Roboterauto auf der Planetenoberfläche absetzen. Das hat auch die US-Weltraumbehörde Nasa vor. »Perseverance« ist aktuell noch im Anflug auf den Mars und soll am 18. Februar landen. Ein europäisch-russischer Landeroboter war ursprünglich auch für dieses Jahr geplant. Wegen technischer Probleme, vor allem mit den Fallschirmen, soll er nun voraussichtlich 2022 fliegen.