Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gibt es Überlegungen zur Produktion des russischen Impfstoffs Sputnik V in Europa. Bei Gesprächen mit der russischen Seite habe es die Bitte gegeben, zu schauen, ob es in Deutschland oder Europa Produktionskapazitäten geben könne, sagte Spahn am Mittwoch bei einer Onlinekonferenz von »Tagesspiegel«, »Zeit«, »Handelsblatt« und »Wirtschaftswoche«. »Wir können ja auch Unterstützung geben für die Produktion eines Impfstoffs, der in Europa noch gar nicht oder gar nicht zugelassen ist.« Da sei man vermittelnd tätig.
Der Gesundheitsminister sagte, er freue sich über jeden Impfstoff, der Wirksamkeit zeige, sicher sei und einen Unterschied machen könne. »In welchem Umfang das bei Sputnik V der Fall ist, muss sich jetzt einfach auch die Zulassungsbehörde anschauen.« Es gebe Kontakt, und das Verfahren zur Zulassung beginne formal bei der Europäischen Arzneimittelbehörde Ema. Nach Angaben aus Moskau war dort ein entsprechender Antrag im Januar eingereicht worden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am Dienstag in der ARD-Sendung »Farbe bekennen« grundsätzlich offen für den Einsatz des russischen Impfstoffs auch in Deutschland gezeigt. Jeder Impfstoff sei in der EU willkommen, aber zugelassen werde er nur, wenn der Ema die notwendigen Daten vorlägen. Merkel hat nach eigenen Angaben über das Thema auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen.
Nach Kritik an fehlenden belastbaren Studien hatten russische Forscher weitere Details zu dem Corona-Impfstoff Sputnik V veröffentlicht. Nach den neuen Daten hat die Vakzine eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im medizinischen Fachblatt »The Lancet« publiziert. Spahn sprach von ermutigenden Daten.
Der Kreml sprach am Mittwoch von einer »sehr wichtigen Veröffentlichung, die die Zuverlässigkeit und Wirksamkeit des russischen Impfstoffs gezeigt« habe. Jeden Tag steige die Zahl der Länder, die Sputnik V registrieren wollten, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. »In naher Zukunft ist geplant, die Produktion des Impfstoffs auch im Ausland aufzubauen.«
Russland hatte Sputnik V bereits im Sommer 2020 im Eilverfahren zugelassen – als weltweit ersten Corona-Impfstoff. Die finale Sicherheitsprüfung hatte das Land dabei aber offenbar übersprungen. Seither wurden in Russland angeblich mehr als 1,5 Millionen Menschen geimpft.