Die Handballer auf der schwedischen Ersatzbank hatten aus Protest ihre Arme gehoben. Sie lagen mit zwei Toren zurück, die letzten zwei Minuten im WM-Finale von Kairo liefen, und Dänemark war bereits seit 30 Sekunden im Angriff. Trotz des drohenden Zeitspiels und Ballverlusts blieben die Dänen ruhig, sie spielten mit der Gewissheit, diesen Angriff erfolgreich zu Ende zu bringen.
Mittlerweile war Dänemark 43 Sekunden im Angriff: Hansen hielt den Ball, er blickte kurz nach links, in Richtung der schwedischen Ersatzbank. Als wolle er sich vergewissern, dass die protestierenden Schweden seinen nächsten Zug auch nicht verpassen. Dann warf Hansen nach vorn, ohne dorthin zu sehen, er warf den Ball bis in den letzten Winkel des Spielfelds, hart und platziert, millimetergenau zu Magnus Landin, und der vollendete die Vorarbeit. Es war ein langer Angriff, und beendet wurde er durch eine überraschende Attacke. Dänemark war der WM-Titel nun nicht mehr zu nehmen.
Der 26:24-Finalsieg gegen das schwedische Überraschungsteam gelang aber auch dank Mikkel Hansen, dabei erwischte der 33-Jährige nicht einmal seinen allerbesten Abend. Sieben Treffer erzielte er, fünf Mal warf er neben das Tor. Trotzdem war es Hansen, der als erfolgreichster Schütze des Finals die Halle verließ und als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde.
Es ist, als würde man sich in einer Zeitschleife befinden. Alle zwei Jahre finden im Handball Weltmeisterschaften statt, alle zwei Jahre wird der Januar auch zum Hansen-Monat. 2011 bei der WM in Schweden erlebte der damals 23-Jährige seinen großen Durchbruch auf der Weltbühne, mit 68 Treffern in zehn Spielen wurde er Torschützenkönig der Endrunde und ins All-Star-Team berufen, Dänemark gewann damals WM-Silber und Hansen den Titel des Welthandballers 2011. Zehn Jahre später drückt er dem Spiel noch immer seinen Stempel auf.
Die harten Würfe von Hansen aus der Distanz, seine nicht weniger harten und dennoch platzierten Pässe, das Stirnband – seine Markenzeichen sollten es über die Jahre bis in die entferntesten Handballwinkel der Welt schaffen. Bei dieser WM, die erstmals mit 32 Teams stattgefunden hat und dadurch krasse Außenseiter ins Turnier spülte, war ein klar unterlegenes Team wie die Demokratische Republik Kongo sogar mit der Motivation angetreten, Hansen das Stirnband im Spiel zu stehlen. Am Ende aber, als der Pokal übergeben wurde, trug Hansen das Stirnband noch immer. Er hasst es, zu verlieren.