Politik

Wie die Corona-Impfungen vorankommen

Seit einem Monat wird in Deutschland gegen Corona geimpft. 64.000 Spritzen werden im Schnitt am Tag gesetzt, die meisten am vergangenen Mittwoch mit gut 122.500. 1,6 Millionen Menschen, zwei Prozent der Bevölkerung, sind mittlerweile gegen Corona geimpft worden, davon mehr als 283.000 zweimal (Stand: 26.1., 10 Uhr) – sie gelten als immun.

Zwei Drittel der Pflegeheimbewohner geimpft

Damit steckt die Impfkampagne mitten in der Risikogruppe eins: Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen, Menschen ab 80, besonders gefährdetes Personal in Krankenhäusern. Erklärtes Ziel der Politik ist es, zumindest den rund 800.000 Pflegeheimbewohnern “bis Mitte Februar ein Impfangebot zu machen”. Aktuell sind etwa zwei Drittel von ihnen geimpft worden, etwa 14 Prozent davon zweimal.

Die allermeisten Geimpften in Deutschland haben das Präparat des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer bekommen – davon wurden 1,89 Millionen Dosen verabreicht. Gut 30.000 haben den Impfstoff der US-Firma Moderna erhalten. Allerdings liegen noch viele Dosen auf Halde: Bis einschließlich Sonntag wurden 61 Prozent der gelieferten Dosen verabreicht, 1,08 Millionen blieben im Lager. Montag und Dienstag kam die nächste Lieferung an die Bundesländer.

Bei der Impfplanung fahren die Bundesländer unterschiedliche Strategien. Während zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz die gelieferten Dosen schnell verabreichen, behalten etwa Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg die Dosis für die Zweitimpfung zurück:

Da die Impfdosen entsprechend der Bevölkerungszahl auf die Länder verteilt werden, spiegelt sich die Strategie auch in der Zahl der verabreichten Dosen je 1.000 Einwohner:

Die vorsichtigen Länder sehen sich durch die Lieferkürzungen von Biontech/Pfizer in ihrer Strategie bestätigt – Baden-Württemberg vergibt sogar erst Impftermine, wenn das Vakzin im Land angekommen ist. “Während in anderen Ländern nun Chaos herrscht, Tausende Termine abgesagt und verschoben werden müssen oder gar ein Impfstopp verhängt wird, können in Baden-Württemberg trotz Lieferkürzungen alle Impfungen wie geplant und versprochen stattfinden”, erklärte das Gesundheitsministerium gegenüber ZDFheute.

Andererseits bedeutet diese Strategie: Es dauert länger, die Menschen zu impfen – und im Kampf gegen die Pandemie ist Zeit ein entscheidender Faktor. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt mittlerweile nicht mehr grundsätzlich, die zweite Dosis zurückzuhalten. Sie muss auch nicht genau nach dem Mindestabstand von 21 (Biontech) beziehungsweise 28 Tagen (Moderna) gespritzt werden, sondern innerhalb von 42 Tagen. Das gibt den Ländern Spielraum, falls sich eine Lieferung verzögert.

“Zurücklegen der zweiten Dosis macht keinen Sinn”

Vor diesem Hintergrund hat beispielweise Bayern seine Strategie geändert: “Die Anfangsphase der Impfungen war von unregelmäßigen Impfstofflieferungen geprägt, weshalb es zunächst wichtig war, die Hälfte der Impfstoffdosen für die erforderliche zweite Impfung zurückzustellen”, erklärte ein Ministeriumssprecher. “Künftig soll, abgesehen von einer Reserve für beispielsweise unvorhersehbare Lieferausfälle, mehr Impfstoff ausgeliefert und verimpft werden.”

Das fordern auch mehrere Experten. Die Virologin Sandra Ciesek sagte kürzlich in ihrem NDR-Podcast, wenn man sich auf Nachlieferungen verlasse und das 42-Tage-Fenster für die zweite Dosis nutze, “dann könnten Sie natürlich viel mehr Menschen am Anfang impfen. Das hat Vorteile, wenn man das auf die Pandemie betrachtet, also auf den Verlauf.” SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte: Der Impfstoff sei so knapp, “dass in den nächsten drei Monaten das Zurücklegen der zweiten Dosis keinen Sinn macht”.

NRW bei Pflegeheimen vorn

Neben der Frage, wie viel Impfstoff zurückgehalten wird, ist ein zweiter Faktor für das Tempo entscheidend: wo wie viel geimpft wird. In den Pflegeheimen ist das besonders aufwändig – und dauert entsprechend lange.

Gut möglich also, dass NRW nach den Pflegeheimen beim Tempo aufholt. Bisher hat dort noch kein ab 80-Jähriger außerhalb eines Pflegeheims seine Corona-Impfung erhalten. Denn während sie vielerorts schon zu Jahresbeginn starteten, öffnen die Impfzentren in NRW erst am 8. Februar.

QUELLE

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