Kultur

»Sie können ja arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind«

Ich arbeite gerade an unserem Balkontisch, den ich jeden Morgen zwischen Ehebett und Kleiderschrank im Schlafzimmer aufklappe. Im Hintergrund quietschende Kinderstimmen aus der Zoom-Schulkonferenz meiner Neunjährigen, unter mir ein bedenklich knarzender Balkonstuhl aus Holz. Gleich wird mein Kind hereinkommen und mir detailreich erklären, wer heute wieder besonders blöd war in der Konfi. Und ich werde nicht das Herz haben, ihr zu sagen, dass ich mir das nicht anhören kann, weil bei mir auch die nächste Konferenz drängt.

Hätte ich auch nicht gedacht, dass man so arbeiten kann, aber es geht schon. Das sage ich heute leichthin, meine Frau denkt darüber sicher anders: Sie hat »Schuldienst«, sitzt dem Kind mit ihrem Arbeitsrechner also direkt gegenüber macht Betreuung und Arbeit parallel. Das blüht mir nächste Woche auch wieder. Aber trotzdem, anderen geht’s sicher weitaus schlechter. Allerdings: Auch diese improvisierte Routine ist wackeliger als gedacht. Ab Montag kehrt Hamburg wieder zur Kita-Notbetreuung zurück, und dann könnte Schluss sein mit der relativen Ruhe. Dann tobt hier möglicherweise auch noch eine Sechsjährige durch die Wohnung, und die braucht noch ein ganz anderes Maß an Betreuung (ihr Lieblingssatz derzeit: »Mir ist langweilig«). Wie soll das werden?

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